Pressemitteilungen
Ein bedeutender Schritt nach vorn
Stärkung des Arbeitsschutzes in der Paketbranche
VDSI unterstützt Gewichtsobergrenze für Paketzusteller
Der VDSI hatte bereits im April 2023 in seiner Pressemitteilung „VDSI begrüßt Forderung des BMAS nach einer Gewichtsobergrenze für Paketzusteller“ auf die Bedeutung klarer und verbindlicher Regelungen hingewiesen und die Forderung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) nach einer Gewichtsobergrenze ausdrücklich unterstützt. Die Initiative der Bundesregierung zeigt, dass der Schutz der Beschäftigten in der Paketbranche endlich politisch ernst genommen wird.
Gesundheitsrisiken minimieren und Arbeitsbedingungen verbessern
„Das Ziel, die physischen Belastungen der Paketzusteller zu verringern und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen sicherer zu gestalten, ist nicht nur eine notwendige, sondern eine längst überfällige Maßnahme“, so Prof. Dr. Arno Weber, Vorsitzender des Vorstands des VDSI. „Der VDSI unterstützt alle Maßnahmen, die das Gesundheitsrisiko für Beschäftigte im Bereich des Paketversands verringern, insbesondere durch eine klare Regelung hinsichtlich der maximalen Tragelast und die Umsetzung von Hilfsmitteln wie beispielsweise die Zweimannzustellung bei besonders schweren Paketen.“
Reaktion auf die Aussagen des DHL-Chefs: Belastungen wissenschaftlich untermauern
In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 18. Dezember 2024 erklärte Tobias Meyer, CEO von DHL, dass das Tragen von Paketen nicht zwangsläufig ungesund sei. Diese Eine solche Pauschalierung Einschätzung wird von Arbeitsschutzexperten kritisch gesehen. Der VDSI weist darauf hin, dass wissenschaftliche Studien eindeutig zeigen, dass das regelmäßige Heben und Tragen schwerer Lasten das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen, insbesondere Rückenschäden, erheblich erhöht.
„Die Belastungen in der Paketlogistik dürfen nicht pauschal unterschätzt werden. Für viele Beschäftigte ist das Heben schwerer Pakete, zum Teil auch unter ungünstigen räumlichen Bedingungen, eine tägliche Realität, die ohne den Einsatz von Hilfsmitteln langfristige Gesundheitsrisiken birgt“, betont Weber. Insbesondere wiederholte Bewegungsabläufe, wie sie beim Verladen und Zustellen auftreten, können zu chronischen Beschwerden führen, wenn keine geeigneten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Der Einsatz von Hilfsmitteln wie Sackkarren oder Hebevorrichtungen ist laut Weber nicht nur eine arbeitsrechtliche Empfehlung, sondern eine grundlegende Maßnahme zur Prävention. Studien des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) belegen, dass technische Unterstützungssysteme die Belastung des Bewegungsapparates signifikant verringern können. „Sich allein auf die körperliche Belastbarkeit der Beschäftigten zu verlassen, widerspricht modernen Arbeitsschutzstandards“, ergänzt Weber, „erst Recht vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung“.
Die Aussage von Meyer könnte zudem falsche Signale an die Branche senden, die sich zunehmend in Richtung einer nachhaltigen und sicheren Arbeitsgestaltung entwickelt. Der VDSI plädiert dafür, die Diskussion über gesundheitliche Risiken nicht zu trivialisieren, sondern auf Grundlage gesicherter Erkenntnisse voranzutreiben.
Nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen erforderlich
Der VDSI fordert nicht nur die Einhaltung von Gewichtsgrenzen, sondern auch eine kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Paketzusteller. Dies schließt neben der Gewichtsbeschränkung auch den Zugang zu weiteren Hilfsmitteln, ergonomischen Arbeitsweisen und entsprechenden Schulungsmaßnahmen ein. Es darf nicht nur um das Heben und Tragen von Lasten gehen, sondern auch um die Frage, wie die Arbeitsumgebung insgesamt gestaltet werden kann, um eine ganzheitliche Reduzierung von gesundheitlichen Risiken zu gewährleisten.
„Es geht um den Schutz der Menschen, die tagtäglich für uns arbeiten und das Rückgrat der Paketlogistik bilden“, erklärt Weber weiter. „Wir hoffen, dass dieser Gesetzentwurf schnell in die Praxis umgesetzt wird, damit die Gesundheit der Zustellerinnen und Zusteller nachhaltig verbessert wird.“
Der VDSI setzt sich gemeinsam mit der Politik, den Unternehmen und den Gewerkschaften für die Schaffung sicherer und fairer Arbeitsbedingungen in der Paketbranche ein. Nur durch eine enge Zusammenarbeit und klare, verbindliche Regelungen kann die Gesundheit der Beschäftigten langfristig geschützt werden. Der VDSI wird sich weiterhin für einen stärkeren Arbeitsschutz und für die Rechte der Beschäftigten im Logistiksektor einsetzen.
Hintergrund: Der VDSI – Wir machen Arbeit sicher und gesund
Der VDSI – Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e.V. ist der größte Fachverband in Deutschland, der sich mit den Themen Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz in der Arbeitswelt befasst. Seit seiner Gründung im Jahr 1951 setzt sich der Verband für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in deutschen Betrieben ein und zählt heute rund 5.600 Mitglieder aus unterschiedlichsten Berufs- und Fachgebieten wie Ingenieuren, Medizinern, Psychologen und Umweltexperten. Der VDSI verfolgt das Ziel, Arbeitsprozesse sicherer und gesünder zu gestalten sowie die Umweltbelastungen durch nachhaltige Praktiken zu reduzieren. Als politisch unabhängiger Verband ist der VDSI nicht nur ein wichtiges Sprachrohr für seine Mitglieder, sondern auch ein aktiver Akteur in der Gesetzgebung und arbeitet eng mit der Politik und anderen relevanten Institutionen zusammen. Mit einem interdisziplinären Ansatz fördert der Verband den Wissensaustausch und entwickelt praxisorientierte Lösungen, um den betrieblichen Arbeitsschutz zu optimieren. Die kontinuierliche Weiterbildung und die praxisorientierte Unterstützung für Unternehmen und Beschäftigte stehen im Zentrum der Verbandsarbeit. Der VDSI engagiert sich zudem für die internationale Vernetzung und die Umsetzung von Präventionsstrategien wie „VISION ZERO“, um weltweit sichere und gesunde Arbeitsplätze zu schaffen.
Pressekontakt:
Matthias Kampa, Geschäftsführer, m.kampa@vdsi.de, Tel. +49 30 863 2478-11