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Reaktion auf Carsten Linnemann: Gefährliche Fehlannahmen über Arbeitsschutz – VDSI fordert faktenbasierte Politik statt Pauschalurteile
VDSI: Arbeitsschutz ist kein „Quatsch“ – Leiterprüfungen sind lebenswichtig
Der VDSI stellt klar: Arbeitsschutz ist kein Ausdruck von Misstrauen, sondern ein bewährtes und lebensrettendes Instrument der Prävention. Die Abschaffung der Leiterprüfungen wäre nicht nur rechtswidrig, sondern auch verantwortungslos.
Gesetzliche Pflicht mit klarem Ziel: Unfälle verhindern
Die regelmäßige Prüfung von Leitern ist keine überflüssige Bürokratie, sondern gesetzlich vorgeschrieben und wissenschaftlich begründet. Grundlage sind die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS 2121-2). Arbeitgeber sind verpflichtet, die Sicherheit von Arbeitsmitteln regelmäßig zu überprüfen (§ 14 BetrSichV).
Warum ist das notwendig? Abstürze von Leitern gehören zu den häufigsten Arbeitsunfällen im Handwerk. Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) führen defekte oder ungeprüfte Leitern jedes Jahr zu zahlreichen Unfällen – mit schweren oder sogar tödlichen Folgen.
„Diese Regeln schützen Menschenleben. Wer sie abschaffen will, ignoriert die Realität im Arbeitsschutz“, erklärt Margrit Stuhr, kommissarische Vorstandsvorsitzende des VDSI.
Arbeitsschutz ist keine Option, sondern Verantwortung
Linnemanns Argument, Handwerker trügen bei Unfällen selbst das Risiko, missachtet zentrale Grundsätze des Arbeitsschutzes.
· Sicherheitsprüfungen sind nicht optional, sondern ein gesetzlicher Bestandteil der Arbeitgeberpflichten (§ 3 Arbeitsschutzgesetz).
· Prüfungen dienen nicht der Kontrolle, sondern der Prävention – viele Schäden an Leitern sind für das Auge nicht sofort erkennbar.
· Die Abschaffung der Prüfpflicht würde nicht nur Beschäftigte gefährden, sondern auch Unternehmen rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken aussetzen (z. B. Haftung für Unfälle).
„Selbstverantwortung darf nicht mit Verantwortungslosigkeit verwechselt werden. Arbeitsschutzmaßnahmen wie die Leiterprüfung sind keine Schikane, sondern notwendige Sicherheitsstandards“, so Stuhr.
Deregulierung? Ja – aber nicht auf Kosten der Sicherheit
Der VDSI befürwortet eine sachliche Überprüfung von Vorschriften, wo sinnvoll. Doch pauschale Forderungen nach Abschaffung bewährter Sicherheitsregeln sind populistisch und fahrlässig. „Bürokratieabbau darf nicht zum Sicherheitsabbau werden. Wer Arbeitsschutzvorschriften infrage stellt, muss Unfallzahlen und wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen – nicht bloße Schlagworte bedienen“, betont Stuhr.
VDSI lädt zum Dialog ein: Fachliche Debatte statt Polemik
Der VDSI appelliert an die politischen Entscheidungsträger, Arbeitsschutz nicht leichtfertig zu gefährden.
· Wir laden Carsten Linnemann ein, mit Arbeitsschutzexpertinnen und -experten des VDSI über die tatsächlichen Hintergründe dieser Vorschriften zu sprechen.
· Wir bieten politischen Akteuren faktenbasierte Informationen an, um populistische Fehlannahmen zu korrigieren.
„Wir stehen jederzeit für einen Dialog bereit – denn verantwortungsvolle Politik braucht Wissen, nicht Verkürzungen“, erklärt Stuhr weiter.
Über den VDSI
Der VDSI – Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit e.V. ist der größte Fachverband in Deutschland, der sich mit den Themen Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz in der Arbeitswelt befasst. Seit seiner Gründung im Jahr 1951 setzt sich der Verband für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in deutschen Betrieben ein und zählt heute rund 5.600 Mitglieder aus unterschiedlichsten Berufs- und Fachgebieten wie Ingenieuren, Medizinern, Psychologen und Umweltexperten. Der VDSI verfolgt das Ziel, Arbeitsprozesse sicherer und gesünder zu gestalten sowie die Umweltbelastungen durch nachhaltige Praktiken zu reduzieren. Als politisch unabhängiger Verband ist der VDSI nicht nur ein wichtiges Sprachrohr für seine Mitglieder, sondern auch ein aktiver Akteur in der Gesetzgebung und arbeitet eng mit der Politik und anderen relevanten Institutionen zusammen. Mit einem interdisziplinären Ansatz fördert der Verband den Wissensaustausch und entwickelt praxisorientierte Lösungen, um den betrieblichen Arbeitsschutz zu optimieren. Die kontinuierliche Weiterbildung und die praxisorientierte Unterstützung für Unternehmen und Beschäftigte stehen im Zentrum der Verbandsarbeit. Der VDSI engagiert sich zudem für die internationale Vernetzung und die Umsetzung von Präventionsstrategien wie „VISION ZERO“, um weltweit sichere und gesunde Arbeitsplätze zu schaffen.
Mehr Informationen unter: www.vdsi.de
Pressekontakt:
Dr. Silvester Siegmann, Vorstand Ressort Kommunikation, s.siegmann@vdsi.de, c/o VDSI e.V., Marienstr. 30, 10117 Berlin, Tel. +49 30 863 2478-11